Freitag, 30. Dezember 2016

Was Silvester mit einem Waldmensch zu tun hat

Silvester selbst ist laut Wikipedia "der letzte Tag des Jahres im westlichen Kulturraum. Nach dem römisch-katholischen Heiligenkalender ist Papst Silvester I. († 31. Dezember 335) der Tagesheilige. Das Jahresendfest hatten bereits die Römer gefeiert, erstmals im Januar zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde. "

Sprache entwickelt sich. Die Übernahme von Begriffen aus anderen Sprachen und deren Implementierung in die eigene Sprache schafft Dynamik der Sprachentwicklung. Schön eigentlich. Aber manchmal fühlt es sich merkwürdig an, wie bei unserem Silvester.

Der Name Silvester kommt aus dem Lateinischen (silva ‚Wald‘) und bedeutet frei übersetzt "Waldmensch". 

Das Ereignis Silvester geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I. († 31. Dezember 335). 

Die Feuer-Feste am Jahresende haben übrigens alte germanische Wurzeln. Dämonen, Pech und böse Geister sollten durch Schellen oder auch Peitschen vertrieben werden, sodass uns Glück und Seligkeit durchs neue Jahr begleiten.

Heute geben wir in Deutschland 150 Mio. € für Feuerwerk aus. Wahrscheinlich wissen die Wenigsten, dass der Ursprung die Vertreibung von Dämonen war. 

Wir wünschen Ihnen einen "Guten Rutsch". Diese Redensart hat auch ihre Geschichte. Der "Gute Rutsch" kommt aus dem jiddischen Wort „Gut Rosch“ und bedeutet soviel wie Anfang. Demnach wünschen wir uns mit dem Guten Rutsch nicht nur einen guten Übergang ins neue Jahr, sondern auch einen guten Anfang und gutes Gelingen für geplante Vorhaben im neuen Jahr. Und was ist mit Prosit Neujahr? Prosit kommt aus dem Lateinischen Wortschatz und heißt frei übersetzt „Lass es gelingen“.

Also: Guten Rutsch und Prosit Neujahr.

Übrigens: Der nächste Rhetorik-Club Potsdam findet am 18.01.2017 von 16:00 bis 19:00 Uhr statt. 

Alles Gute wünscht Ihnen Stefan Schwarz.









Sonntag, 27. November 2016

Zum 1. Advent

Liebe Freunde des gesprochenen Wortes!

Zum heutigen 1. Advent möchte ich einen großen deutschen Dichter, Rainer Maria Rilke zitieren:

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus: den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen

der einen Nacht der Herrlichkeit.



Zum Schmunzeln empfehle ich den traditionellen Klassiker von Stenkelfeld "Weihnachtsbeleuchtung". 

Aus rechtlichen Gründen verlinke ich den Text gern auf die Seite medi-learn.de

Hier finden Sie den Text "Weihnachtsbeleuchtung".


Ich wünschen Ihnen allen einen schönen 1. Adventsabend.

Sonntag, 13. November 2016

Seminar Präzise Formulierung

Seminar zum Thema Präzise Formulierung am Martinstag und dem darauffolgenden Samstag mit der a.v.e. Energieberatungs- und Planungsgesellschaft mbH in der Schorfheide. 

Nach erfolgreichem Seminar wurden wir mit diesem traumhaften Blick am Döllnsee belohnt.





Schön, wenn der November sich für den Oktober beim Wetter so entschuldigt!






Sonntag, 31. Juli 2016

Rhetorik-Stammtisch

Ein Mann steht auf und geht nach vorn. In seinem Kopf pocht das Blut. Er sieht zum Publikum und kann kaum einen Menschen richtig erkennen. Er weiß nicht mehr, was seine Botschaft ist, der Mund ist trocken. Plötzlich hört er sich selbst etwas sagen...

Wer zu unserem nächsten Rhetorik-Stammtisch am 11. August 2016 kommt, war i. d. R. zuvor bei einem unserer Seminare. Trotzdem sind auch neue Interessenten gern gesehen!

Unsere Themen am 11. August: Fortsetzung zur Arbeit mit Bildern und Pausen in Präsentationen und danach Eristik in der Kommunikation.


(11.08.2016 von 16:00 bis 19:00 Uhr in der A.M.M.-Gruppe, August-Bebel-Straße 68 in 14482 Potsdam, 4. OG)

Samstag, 23. Juli 2016

Münchener Polizei liefert rhetorisches Lehrstück

München, Freitag, 22.07.2016 gegen 18:00 Uhr. Die terroristischen Wahnsinnstaten erreichen Deutschland.

Ein mediales Großaufgebot in einem provisorisch eingerichteten Presseraum. Inmitten der aufgeheizten Situation steht, äußerlich ruhig und gelassen, der Mann des Tages: Marcus da Gloria Martins. 

Keine eristische Kommunikation a la Talk -SHOW. Klare Antworten, präzise gesetzt mit den für die Situation angemessenen Adjektiven. Kein einziges Mal entgleitet ihm die Situation. Rhetorische Fragen pariert er souverän. Bei tendenziösen Fragen nimmt er zunächst einmal ab und korrigiert ruhig und sachlich. Selbst als ein Fernseh-Reporter ihm anbietet, weitere, seinem Sender vorliegende Informationen mit der Polizei zu teilen (was zwar nicht unmöglich, aber bei der Professionaliät und dem Polizeiaufgebot zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich war) bedankt er sich artig und dreht die Kommunikation danach wieder auf seine Aussagen.

Er spekuliert nicht, er bleibt in jeder Phase Herr des Geschehens und absolut seriös.

Man sagt, er sei auch für den Aufbau der Kommunikation der Münchener Polizei via Soziale Netzwerke verantwortlich. Auch diese sehr professionell. 

Alle Achtung und herzlichen Glückwunsch, Herr da Gloria Martins, zu diesem rhetorisch gelungenen Auftritt in einer doch so traurigen Stunde.

Mittwoch, 20. April 2016

Kommunikation wieder ganz vorn

Sie sind in aller Munde. Überall wird über sie gesprochen. Sie können nicht mehr rechnen, und sie können nicht schreiben. So heißt es jedenfalls. Dafür haben sie Kabel im Ohr. Unsere Jugend steckt in der technologischen Revolution. Rasch werden Medienseminare für Ausbilder konzipiert, damit diese „auf Augenhöhe“ mit ihren Azubis kommunizieren. Aber wie sprechen unsere 18-jährigen Jugendlichen heute? 

Eine ehemalige Stanford-Dekanin hat ihre Sicht der Dinge niedergeschrieben und kommt zu interessanten Schlussfolgerungen. Kommunikation sieht sie im Anforderungskatalog ganz vorn. Da kann ich nur zustimmen.

Danke dem Focus online für diese Aufbereitung!

http://www.focus.de/familie/erziehung/ehemalige-stanford-dekanin-raet-diese-acht-dinge-sollten-18-jaehrige-koennen_id_5449028.html 



Samstag, 26. März 2016

Zum Tod von Guido Westerwelle: Ein großer Redner verlässt die Bühne

Mit Guido Westerwelle verlässt einer der Politiker die Bühne, die zu den großen Rednern zählen. Wir sind in Deutschland leider nicht mehr gesegnet mit Persönlichkeiten der großen Reden. Es gibt sogar Stimmen, die sagen, die Zeit der großen politischen Rede sei tot. Vorbei die Zeit von Adenauer, Wehner, Strauß, Brandt oder Schröder. Schuld an der Entwicklung sei die neue Kommunikations-Technologie, die zu einer individuelleren Kommunikation führt.

Wozu also noch in einem großen Raum mit sehr vielen Menschen eine große Rede halten? Wer einmal den Bann einer großen Rede erlebt hat, die Dynamik, die sich in einem Saal entwickelt, die Fähigkeit großer Redner, eins zu sein mit dem Publikum, wird über diese Entwicklung enttäuscht sein.

Guido Westerwelle war so ein Redner, der auch zu einem großen Publikum im Saal eine Beziehung herstellen konnte. Jetzt bleibt uns noch Gregor Gysi, der diese Fähigkeit besitzt. Was die beiden einte, wissen wenige: Gregor Gysi und Guido Westerwelle sind Mitglieder im Förderkreis der Deutschen Rednerschule von Peter Ditko. Ja, rhetorisches Geschick macht vor parteilichen Grenzen nicht halt. 

Ich verneige mich vor dem großen Redner Guido Westerwelle und lasse Sie mit den folgenden Zitaten eintauchen in die Momente von Westerwelles Rhetorik:


  • "Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt`s einen, der die Sache regelt. Und das bin ich." (Parteitag der FDP 2001)
  • "Statt der Kohle sollten wir Kinder fördern." – Interview in DIE WELT, 24. Januar 2005
  • "Ich bin vielleicht jünger als Sie, aber nicht blöder!" – zu Gerhard Schröder in der legendären Bundestagsrunde ARD/ZDF, 18. September 2005
  • "Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein." – Gastkommentar, in: Die Welt, 11. Februar 2010
  • So wie es in Großbritannien üblich ist, dass man dort selbstverständlich Englisch spricht, so ist es in Deutschland üblich, dass man hier Deutsch spricht." – damit lehnte er auf einer Pressekonferenz die Bitte eines BBC-Reporters ab, sich dessen Frage auf Englisch anzuhören und auch auf Englisch zu antworten; Spiegel TV, 29. September 2009.
Zusammenstellung durch Wikiquote.org (außer Punkt 1)







Dienstag, 1. März 2016

PowerPoint: Was Steve Jobs und Jeff Bezos einte

96 % aller Präsentationen werden mit PowerPoint gehalten (Studie von Reinhard Mielsch). Täglich werden tausende neuer Präsentationen in PowerPoint erstellt und vor (zumeist) gähnendem Publikum vorgetragen. Ein merkwürdiges Phänomen, denn es sind mehr als 50 % aller Vortragenden und Besucher sehr unzufrieden damit. PowerPoint hielt Ende der Neunzigerjahre Einzug in die Welt der Präsentation. Das war in etwa die Zeit, wo wir alle ein Nokia Handy in der Tasche hatten. Wer hat heute hierzulande noch ein Nokia Handy? 

PowerPoint dagegen lebt immer noch, obwohl es sich grundsätzlich nicht verändert hat. Warum? Weil es einfach ist? Ich denke es sind zwei Dinge. Zum einen erschafft PowerPoint den gemeinschaftlichen Standard auf niedrigstem Niveau. Wo ein Standard ist, passen sich alle an. Deshalb ist es zweitens das Prinzip der Lemminge. Wenn alle anderen es auch nehmen, kann es ja nicht an meiner Präsentation liegen... 

Ich denke, wir sollten PowerPoint genauso austauschen, wie wir die Nokia-Handys ausgetauscht haben.

Möglichkeiten dafür gibt es viele. Das sind zum einen viele wirklich brauchbare technische Werkzeuge und zum anderen natürlich die rhetorischen Fähigkeiten. 

Rhetorik am Flipchart
Wollen Sie es ausprobieren? Dann brauchen Sie vor allem folgendes:
  1. Mut. Sie müssen den Mut haben, sich auszuprobieren, ihren eigenen Stil zu finden und vor allem: sich von den 96 % zu unterscheiden.  Es wird zunächst keine Garantie dafür geben, dass es sofort erfolgreich ist.
  2. Rhetorisches Grund-Handwerkszeug. Dazu gehört nicht nur die Fähigkeit mit Freude vor anderen zu sprechen, sondern natürlich auch, einen Vortrag zu strukturieren, seine Aussagen zu präzisieren und zu thematisieren.
  3. Eine Sammlung von Ideen und vor allem Bildern, gerne auch kurze Videos (max. 20 sec).
  4. Einen kleinen Werkzeugkasten, in den Sie zunächst zwei oder drei Werkzeuge als Alternativen zu PowerPoint hinein tun. Dazu gibt es im Netz ein paar Dutzend, davon etwa ein Dutzend gute und kostenfreie Präsentationsmittel. Wir werden in diesem Forum in den nächsten Wochen die einzelnen Werkzeuge vorstellen.

Sie denken, das schaffen sie nicht, außerdem ist es ein großer Aufwand? Ich glaube, das ist nicht der Fall. Allerdings wollen wir nicht verhehlen, dass sie natürlich einen Anfangsaufwand haben, der über eine normale Präsentationsvorbereitung hinausgeht. 

Ich bin aber überzeugt davon, dass der Erfolg allein durch die Aufmerksamkeit des alternativen Wegs Ihre Mühen lohnen werden.


Sonntag, 7. Februar 2016

Rhetorik und Ideologie

In mehrfachen Posts hatte ich mich zum Thema "Kampf-Rhetorik" geäußert. Nun nehmen die verbalen politischen Attacken im Kontext der Diskussion über die "Flüchtlingspolitik" aktuell von allen Seiten zu. Zeit also, mal wieder aus rhetorischer Sicht auf bestimmte Begriffe zu schauen. Heute: Dunkelziffer und Durchgreifen.

Dunkelziffer: Absolut geeignet, um Behauptungen aufzustellen, die noch nicht einmal die Tendenz eines Beweises benötigen. Die aus dem "Nichts" gezauberte Dunkelziffer kombiniert man am besten mit dem Kunstgriff 1 von Schopenhauer. Also der Widerlegung der vom Gegner gesagten einzelnen Aussagen mit einer durch nichts bewiesenen Zahlenbehauptung mit dem Hinweis, die Dunkelziffer sei noch viel höher...
Na, fallen Ihnen aktuelle Bezüge ein? Gerade laufen viele solcher Beispiele in allen Tagesmedien. Fast schon zum schmunzeln.

Durchgreifen: Genau genommen benötigen wir kein Durchgreifen in unserer Gesellschaft. Wir haben (vielleicht sogar zu-) viele Regeln, deren Einhaltung zu einem sinnvollen und friedlichen Miteinander führt. Wozu also Durchgreifen? Jacob und Wilhelm Grimm schrieben 1840 zu dem Begriff Durchgreifen:

"uneigentlich, kräftige, entscheidende mittel, sein ansehen gebrauchen. die andern waren unschlüssig und zauderten, er aber griff durch. er war schwach und liesz die sache gehen, aber sein nachfolger wuszte durchzugreifen. man hat guten willen zu helfen und thut einiges, aber man greift nicht durch." 

Der Redner wird den Begriff i. d. R. gebrauchen, um sich und seine Position machtvoll(er) darzustellen als sie aktuell ist oder war. Lassen wir den Klang des Wortes vor uns entstehen "Durchgreifen" hört sich mächtig an. Schauen Sie mal in die eine oder andere Talkshow. 

Und dabei nicht vergessen: der Begriff Talk-Show hat zwei Facetten und die Betonung liegt ganz sicher nicht auf Talk.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Start in den Februar und weiter viel Spaß mit der deutschen Sprache!