Dienstag, 5. Mai 2015

Eine rhetorische Betrachtung zum Bahnstreik

Betrachtet man die am Bahnstreik beteiligten Parteien aus rhetorischer Sicht und losgelöst von der inhaltlichen Sache, offenbaren sich interessante Ergebnisse. 

Auf der einen Seite haben wir die Bahn, deren Hauptakteur der Personalvorstand Weber ist. Seine Wortwahl hat eine gewisse, um Sachlichkeit bemühte Ruhe. Dabei ist sie zu keiner Zeit gelassen oder locker. Der defensive Stil zeigt: uns wird gedroht, wir geben uns Mühe, nicht zurück zu weichen und stehen zu bleiben. Aber wir greifen nicht an. Die Rhetorik nutzt passive Wortgruppen wie: "werden in der Sache nicht vorankommen, wenn wir uns über die Medien unterhalten statt miteinander am Verhandlungstisch zu sitzen." oder: "Das ist eine verkehrte Welt." (am 11.02.2015). 

Auf der anderen Seite haben wir die GDL mit ihrem Vormann Weselsky. 

Seine Rhetorik ist markig bis aggressiv und als Kampf-Rhetorik zu definieren. Diese benutzt er sowohl defensiv ("Pogromstimmung gegen die GDL") als auch offensiv: Der Bahnvorstand müsse  "abgestraft" werden und "die Grundrechte der GDL-Mitglieder müssen gewahrt" werden. Die Bahn würde eine "Schmierenkomödie" führen. Damit kommt er einer militanten Rhetorik durchaus nahe.

Im Kontext mit seinem rhetorischen Ausrutscher in 2014: "Wenn sich zwei kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus" (gemeint waren EVG und Bahn-Konzern; Quelle: Bild, 29.08.2014) wird offensichtlich,  dass er in der Rhetorik eher einfache (bis Überlebens-) Instinkte anspricht.

Betrachtet man die Tarif-Auseinandersetzung vor dem Hintergrund der Verhandlungssache, dann handelt es sich zu einem wesentlichen Anteil um die Frage, welche der beteiligten Gewerkschaften (GDL oder EVG) über welche Themen und für welche Berufsgruppen verhandeln. Diese Betrachtungen zusammengebracht, handelt es sich bei der Rhetorik von Weselsky zusammengefasst eher um eine macht- und personenzentrierte Verhandlungsführung.

Es bleibt abzuwarten, wie die Gesellschaft auf die Form des Tarifkonflikts weiter reagiert. Kampf-Rhetorik ist eher von zeitlich begrenzter Wirkung und darin wenig steigerungsfähig. Die Bahn nutzt aktuell das Harmonie-Bedürfnis in der Bevölkerung, was zu einer tendenziellen Sympathie führen dürfte. Allerdings ist damit auch ein solch komplexer Konflikt nicht zu lösen.

Es wird spannend bleiben. 






Freitag, 1. Mai 2015

Reden über das Reden am 06.05.2015

Ein Mann steht auf und geht nach vorn. In seinem Kopf pocht das Blut. Er sieht zum Publikum und kann kaum einen Menschen richtig erkennen. Er weiß nicht mehr, was seine Botschaft ist, der Mund ist trocken. Plötzlich hört er sich selbst etwas sagen...

Wer zu unserem letzten Rhetorik-Stammtisch am 06. Mai 2015 kommt, war i. d. R. zuvor bei einem unserer Seminare. Trotzdem sind auch neue Interessenten gern gesehen!


(06.05.2015 von 16:00 bis 19:00 Uhr in der A.M.M.-Gruppe, August-Bebel-Straße 68 in 14482 Potsdam, 4. OG)