Samstag, 26. März 2016

Zum Tod von Guido Westerwelle: Ein großer Redner verlässt die Bühne

Mit Guido Westerwelle verlässt einer der Politiker die Bühne, die zu den großen Rednern zählen. Wir sind in Deutschland leider nicht mehr gesegnet mit Persönlichkeiten der großen Reden. Es gibt sogar Stimmen, die sagen, die Zeit der großen politischen Rede sei tot. Vorbei die Zeit von Adenauer, Wehner, Strauß, Brandt oder Schröder. Schuld an der Entwicklung sei die neue Kommunikations-Technologie, die zu einer individuelleren Kommunikation führt.

Wozu also noch in einem großen Raum mit sehr vielen Menschen eine große Rede halten? Wer einmal den Bann einer großen Rede erlebt hat, die Dynamik, die sich in einem Saal entwickelt, die Fähigkeit großer Redner, eins zu sein mit dem Publikum, wird über diese Entwicklung enttäuscht sein.

Guido Westerwelle war so ein Redner, der auch zu einem großen Publikum im Saal eine Beziehung herstellen konnte. Jetzt bleibt uns noch Gregor Gysi, der diese Fähigkeit besitzt. Was die beiden einte, wissen wenige: Gregor Gysi und Guido Westerwelle sind Mitglieder im Förderkreis der Deutschen Rednerschule von Peter Ditko. Ja, rhetorisches Geschick macht vor parteilichen Grenzen nicht halt. 

Ich verneige mich vor dem großen Redner Guido Westerwelle und lasse Sie mit den folgenden Zitaten eintauchen in die Momente von Westerwelles Rhetorik:


  • "Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt`s einen, der die Sache regelt. Und das bin ich." (Parteitag der FDP 2001)
  • "Statt der Kohle sollten wir Kinder fördern." – Interview in DIE WELT, 24. Januar 2005
  • "Ich bin vielleicht jünger als Sie, aber nicht blöder!" – zu Gerhard Schröder in der legendären Bundestagsrunde ARD/ZDF, 18. September 2005
  • "Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein." – Gastkommentar, in: Die Welt, 11. Februar 2010
  • So wie es in Großbritannien üblich ist, dass man dort selbstverständlich Englisch spricht, so ist es in Deutschland üblich, dass man hier Deutsch spricht." – damit lehnte er auf einer Pressekonferenz die Bitte eines BBC-Reporters ab, sich dessen Frage auf Englisch anzuhören und auch auf Englisch zu antworten; Spiegel TV, 29. September 2009.
Zusammenstellung durch Wikiquote.org (außer Punkt 1)







Dienstag, 1. März 2016

PowerPoint: Was Steve Jobs und Jeff Bezos einte

96 % aller Präsentationen werden mit PowerPoint gehalten (Studie von Reinhard Mielsch). Täglich werden tausende neuer Präsentationen in PowerPoint erstellt und vor (zumeist) gähnendem Publikum vorgetragen. Ein merkwürdiges Phänomen, denn es sind mehr als 50 % aller Vortragenden und Besucher sehr unzufrieden damit. PowerPoint hielt Ende der Neunzigerjahre Einzug in die Welt der Präsentation. Das war in etwa die Zeit, wo wir alle ein Nokia Handy in der Tasche hatten. Wer hat heute hierzulande noch ein Nokia Handy? 

PowerPoint dagegen lebt immer noch, obwohl es sich grundsätzlich nicht verändert hat. Warum? Weil es einfach ist? Ich denke es sind zwei Dinge. Zum einen erschafft PowerPoint den gemeinschaftlichen Standard auf niedrigstem Niveau. Wo ein Standard ist, passen sich alle an. Deshalb ist es zweitens das Prinzip der Lemminge. Wenn alle anderen es auch nehmen, kann es ja nicht an meiner Präsentation liegen... 

Ich denke, wir sollten PowerPoint genauso austauschen, wie wir die Nokia-Handys ausgetauscht haben.

Möglichkeiten dafür gibt es viele. Das sind zum einen viele wirklich brauchbare technische Werkzeuge und zum anderen natürlich die rhetorischen Fähigkeiten. 

Rhetorik am Flipchart
Wollen Sie es ausprobieren? Dann brauchen Sie vor allem folgendes:
  1. Mut. Sie müssen den Mut haben, sich auszuprobieren, ihren eigenen Stil zu finden und vor allem: sich von den 96 % zu unterscheiden.  Es wird zunächst keine Garantie dafür geben, dass es sofort erfolgreich ist.
  2. Rhetorisches Grund-Handwerkszeug. Dazu gehört nicht nur die Fähigkeit mit Freude vor anderen zu sprechen, sondern natürlich auch, einen Vortrag zu strukturieren, seine Aussagen zu präzisieren und zu thematisieren.
  3. Eine Sammlung von Ideen und vor allem Bildern, gerne auch kurze Videos (max. 20 sec).
  4. Einen kleinen Werkzeugkasten, in den Sie zunächst zwei oder drei Werkzeuge als Alternativen zu PowerPoint hinein tun. Dazu gibt es im Netz ein paar Dutzend, davon etwa ein Dutzend gute und kostenfreie Präsentationsmittel. Wir werden in diesem Forum in den nächsten Wochen die einzelnen Werkzeuge vorstellen.

Sie denken, das schaffen sie nicht, außerdem ist es ein großer Aufwand? Ich glaube, das ist nicht der Fall. Allerdings wollen wir nicht verhehlen, dass sie natürlich einen Anfangsaufwand haben, der über eine normale Präsentationsvorbereitung hinausgeht. 

Ich bin aber überzeugt davon, dass der Erfolg allein durch die Aufmerksamkeit des alternativen Wegs Ihre Mühen lohnen werden.